Donnerstag, 4. Dezember 2014

Geschichten aus einer anderen Zeit



Ein Bericht zum Autorenbesuch von Hermann Schulz, am 18.11.2014, im Berufskolleg Kohlstraße, geschrieben von Laura Grothoff und Saskia Rollenbeck, FSO1 
                 
Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein bekannter Autor die Schule besucht, um aus seinen Werken vorzulesen und von seinem Leben zu berichten. Hermann Schulz war der Einladung von Fr. von Münchow-Pohl gerne gefolgt und so hatten wir hatten die Möglichkeit,  ihn hierbei kennenzulernen, uns Auszüge aus seinen Werken anzuhören und ganz Privates erfahren zu dürfen.
Hermann Schulz, ein Mann, der auf ein ereignisreiches Leben blicken kann, welches ihn, so scheint es, während er erzählt, nicht nur persönlich, sondern auch intellektuell sehr geprägt hat. Doch wie kam er dazu, Kinder- und Jugendbücher zu schreiben?
Als Sohn eines Missionars wurde er 1938 in Tansania geboren, wuchs aber in Deutschland am Niederrhein auf. Er berichtet, dass er sich anfangs nicht für Literatur interessierte, bis er, als er etwa 13 Jahre alt war, an einer Müllkippe ein altes, unvollständiges Heft fand, welches sein Interesse weckte und somit die erste Leseerfahrung darstellte.
Die Tatsache, dass es neben der realen Welt noch andere Geschichten gibt, fesselte und interessierte ihn.
Er machte eine Buchhandelslehre, wollte aber in diesem Bereich eigentlich nicht arbeiten.
Später hätte sich eine Reise in den Orient beinahe in eine Festanstellung und somit dem Verbleiben dort ergeben, hätte er nicht Geld aus der Heimat holen müssen und wäre somit mit dem katastrophalen Zustand, sowohl finanziell, als auch gesundheitlich, in dem seine Familie sich befand, konfrontiert worden.
Somit musste er bleiben und sich kümmern.
Wie der Zufall es so wollte, traf er einen alten Kollegen, welcher ihm dazu verhalf, dass er 1967 Verlagsleiter des Peter Hammer Verlages und somit Nachfolger von Johannes Rau wurde. Diesen Posten behielt er ganze 34 Jahre lang.
Hermann Schulz beim Besuch der FSO
Hermann Schulz erzählt, dass sein Engagement vor allem der lateinamerikanischen Literatur und der politischen Entwicklung Nicaraguas galt.
Eigentlich wollte er keine eigenen Bücher schreiben, doch dann kam es etwa im Jahr 1995 so, dass ,,während eines Mexikourlaubes eine Geschichte morgens bei ihm anklopfte" und es war so, als würde sie ihm jemand diktieren.
Den gesamten Urlaub verbrachte er in einem kleinen Café mit Blick auf das Meer und schrieb mehrere Stunden täglich seine Geschichte -  natürlich mit dem Stift auf Papier. ,,Ich machte ein Gummi drum, nahm es mit nach Hause und es landete im Schrank" ,erzählt er lachend.
Drei Jahre später bekam er Besuch von einem Kollegen aus Hamburg, vom Carlsen-Verlag, und wie es so ist, wenn man gemeinsam Wein trinkt und über Gott und die Welt spricht, kam auch seine Geschichte aus Mexiko zur Sprache und sein Freund wollte sie einmal lesen. Er nahm sie in den Druck.
Im späteren Verlauf erklärt Hermann Schulz, dass er in seinem ersten Buch wohl die Beziehung zu seinem Vater aufarbeitet.
,,Durch das Erzählen einer Geschichte durchlebt der Autor seine eigene Geschichten und muss Farbe bekennen", gibt Hermann Schulz zu.
Und so nahmen die Dinge ihren Lauf und es kamen in den letzten 16 Jahren 24 Bücher zu Stande.
Während Hermann Schulz so erzählt, sind wir doch erstaunt, wie viel ein Mensch so erleben kann und wie schön es ist, davon erzählen zu können.
Die Zeit vergeht wie im Flug und es ist so, als erzähle er die ganze Zeit eine seiner fiktiven Geschichten, dabei beschreibt er sein eigenes Leben.
Auch während er Auszüge vorliest, beispielsweise aus dem Buch ,,Glücksvogel", weiß man nicht genau, ob es sich nun um eine fiktive Geschichte handelt oder doch um seine eigene.
Er gibt zu, in vielen seiner Bücher private Ereignisse aufzugreifen und aufzuarbeiten. ,,Das Privileg eines Autors ist, dass er in der Geschichte alle seine Träume Wirklichkeit werden lassen kann", sagt er grinsend.
Er wisse noch nicht, was in der Zukunft kommt, aber das interessiere ihn auch nicht. Eine Einstellung, die in der heutigen, hektischen Welt fast schon beneidenswert ist.
Aktuell engagiert er sich zum Beispiel in einer alevitischen Gemeinde, welche er ein Mal im Monat besucht, um dort mit Kindern zu schreiben - Er gibt einen Anfang und die Kinder schreiben die Geschichte zu Ende.
Am Ende der Reise quer durch sein ereignisreiches Leben und seine Bücher steht er für Fragen offen - doch viele Fragen haben wir gar nicht mehr, sondern sind einfach nur sprachlos und beeindruckt wegen der vielen Ereignisse, die sein Leben geprägt haben und seiner angenehmen Art und Weise, uns seine Geschichten zu erzählen.
Hermann Schulz, ein Mann, der viele Dinge erlebte, sie in seinen Büchern verarbeitet und einfach nur zum Lesen anregt und das Interesse an seinen Büchern weckt - ,,Ich lege mich nicht fest, für welches Alter meine Bücher sind.
Gerade im Jugendalter erlebt man viele Dinge unterschiedlich, da ein Alter festzulegen, würde mir schwer fallen" - Demnach sprechen seine Werke sicher auch uns heute noch an. Einige seiner Bücher sind übrigens in der Bibliothek zu finden. Finanziell unterstützt wurde der Autorenbesuch vom NRW KULTURsekretariat Wuppertal.

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